Die parietale Osteopathie richtet sich auf das muskuloskelettale System oder auch den Stütz- und Bewegungsapparat (‚parietalis‘, lat.: zur Wand gehörig). Hierzu zählen u.a. alle Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden, Knochen, Bänder, Knorpel und das Bindegewebe. Der Osteopath sucht während der Behandlung in den jeweiligen Strukturen nach lokalen Störungen, Bewegungseinschränkungen und Spannungsdysbalancen. Durch die Kraftübertragung über Muskeln und Faszien, welche eine globale Kontinuität im gesamten Körper erzeugen, ist ein Zusammenhang verschiedener, auch örtlich distanzierter Körperbereiche möglich.
Nicht zuletzt ist die Neurophysiologie ebenfalls ein großer Bestandteil der Selbstregulation, der Funktion und des Anpassungsvermögens des Bewegungsgapparates. Auch hier sind in den Verschaltungsebenen der Neurone, also im entsprechenden Rückenmarkssegment oder eben dem Gehirn, Überschneidungen und Austausch mit anderen Systemen und Körperbereichen möglich. Neben Fehlbelastungen, mangelnder Belastung oder Traumata kann hierdurch auch ein Einfluss aus dem Nervensystem oder dem Organsystem ein Ungleichgewicht oder eine Funktionseinschränkung im Bewegungsapparat hervorrufen.
Anders herum stellte A.T. Still selber schon im 19. Jahrhundert fest, dass durch das Lösen von Blockaden im muskuloskelettalen System die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt werden. Durch die oben genannten Schnittstellen und neurologischen Reflex- und Regelkreise kann der mögliche, positive Effekt einer osteopathischen Behandlung des parietalen Bereiches auf andere Körpersysteme erklären.Mittels Mobilisation, Strain-Counterstrain-Behandlung, gezielten Impulsen und Manipulationen oder myotensiven Techniken (Muscle-Energy-Technique: MET) behandelt der Osteopath die in der Untersuchung identifizierten Gelenkblockaden.
Ein weiteres Hilfsmittel zur Behandlung des Bewegungsapparates stellt die fasziale Manipulation dar.
Die viszerale Osteopathie beschäftigt sich mit den inneren Organen (lat.: viscera) des Menschen und ihrer Funktion. Die Erforschung und breite Erschließung des viszeralen Feldes der Osteopathie ist ein Ergebnis der letzen Jahrzehnte, obwohl auch schon Still zu seiner Zeit, wenn nötig, Gedärme und andere viszerale Strukturen behandelte.
In den 1980er Jahren forschten die französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral und Jacques Weischenck ausführlich mit den inneren Organen und wie diese osteopathisch untersucht und behandelt werden können. Dadurch erweiterten Sie die Osteopathie um den viszeralen Bereich.
Während einer vizeraren Behandlung legt der Osteopath sein Augenmerk auf die verschiedenen Druck- und Spannungsverhältnisse der verschiedenen Organe und Organgruppen, sowie auf ihre anatomischen Merkmale und Funktionszustände. Es gilt auch das Verhältnis zwischen „Inhalt“ (viscera) und „Hülle“ (paries) zu beachten. Ebenso wie die Versorgung der Organe über die in den Bauchfellverdopplungen und im kleinen und großen Bauchnetz liegenden Nerven und Gefäße. Wenn Spannung in eben jenen Organaufhängungen entsteht, kann auch die vaskuläre und neurologische Versorgung u.U. nicht mehr optimal funktionieren. Das Organ selber kann in Folge eine herabgesetzte Funktion einnehmen.Andere Faktoren wie eine unausgewogene Ernährung, Entzündungen, Narben oder auch Fehlhaltungen können eben erwähnte Spannungen, Verklebungen, eine Störung der Rhythmik, sowie der Funktion des betroffenen Organs hervorrufen.
Der Osteopath versucht durch die Palpation und verschiedene Tests den Zustand des viszeralen Systems zu erkennen. Das Ziel der viszeralen Osteopathie ist es, die identifizierten Spannungsfelder zu lösen, die Druckverhältnisse der verschiedenen Organblätter (von Glenard) auszugleichen und auch das Verhältnis zwischen dem muskulofaszioskelettalen (Hülle) und viszeralen (Inhalt) Anteil des Körpers in Richtung Balance zu führen. Dies kann sich potenziell auch positiv auf korrelierende und zusammenhängende Probleme im Bewegungsapparat auswirken. Durch das ersuchte Fördern der Eigenbewegung der Organe kann deren Vitalität unterstützt werden. Die möglicherweise hierdurch angeregten Selbstheilungskräfte vermögen auch die Funktionalität des Organs zu steigern und hierdurch u. U. die vorliegenden Symptome zu lindern.
Ein anderer Schüler von Dr. Still, Dr. William Garner Sutherland (1873 – 1954) erweiterte die Osteopathie um die Osteopathie im kraniellen Bereich, also dem Kopf.
Die kraniosakrale Therapie betrachtet die inhärente Motilität der Schädelknochen (lat.: cranium), des Kreuzbeins (lat.: sacrum), sowie des restlichen Körpers. Ähnlich der Ebbe und Flut zentralisiert und dezentralisiert sich nach dieser Ansicht die Fluida des Körpers in einem körpereigenem Rhythmus. Ist diese Ebene der Bewegung eines Organs beispielsweise eingeschränkt, so kann dies auch die grundsätzliche Produktivität und Aktivität dieses Organs herabsenken. Anders herum birgt die Behandlung im kraniosakralen Bereich eine Möglichkeit der nachhaltigen und tiefgreifender Unterstützung der entsprechenden Körperstrukturen, sodass die Selbstheilungskräfte des Körpers effektiver wirken können.
In den letzten Jahrzehnten ist das fasziale System mehr und mehr in den Fokus einiger Forscher geraten und hat so auch die wissenschaftliche Grundlage für die Behandlung der Faszien in osteopathischen Behandlungen geschaffen. Das fasziale System ist jene bindegewebige Struktur, welche alle sonstigen Systeme verbindet, sie jedoch gleichzeitig voneinander isoliert. Sie sind Dreh- und Angelpunkt für den interzellulären Austausch und haben etliche weitere Funktionen, wie die mechanischen Eigenschaften der Kraftübertragung und somit Unterstützung des muskuloskeletalen Systems, das Abfedern und Polstern bei mechanischen Krafteinwirkungen und das Speichern und Abgeben mechanischer Energie. Zudem sind die Faszien zentraler Teil der neurophysiologischen Regulation und Kontrolle des Bewegungsapparates, da so viele freie Nervenden im Bindegewebe eingebettet sind wie in wenig anderen Organen. Hierbei darf man nicht vergessen, dass jeder periphere Nerv, der das Rückenmark verlässt auch selbst eine fasziale Hülle besitzt, die er bis zu seinem Versorgungsgebiet mitnimmt.
So kann man die Wirkung der Behandlung des faszialen Systems erklären, welche potenziell bei verschiedensten Themengebieten Einsatz findet. Von Rückenschmerzen, über Gelenkinstabilitäten, bis hin zu Migräne gibt es viele Einsatzbereiche für fasziale Behandlungen.
Der Osteopath versucht mit verschiedenen Techniken, die unterschiedlichen Schichten des faszialen Systems gezielt zu manipulieren. Hierbei wird je nach Technik das Bindegewebe angeregt, indem die Fibroblasten (Bindegewebszellen) zur Produktion neuer Bindegewebsbestandteile stimuliert werden, alte Verklebungen von Kollagenfasern oder Proteoglykanen aufgebrochen werden können und das sensible Signalsystem aus diesem Gebiet moduliert wird. Hierdurch kann auch das Schmerzempfinden und die neuromotorische Kontrolle aus diesem Bereich beeinflusst werden. Hinzu kommt eine Zuwanderung von Wasser und durch die Anregung der Matrixmolekülproduktion wie der Hyaluronsäure auch eine bessere Wasserbindung innerhalb des Gewebes.